03.09. Von kaltem Regen und heißem Bad
Auf dem Flug mit Icelandair von Frankfurt nach Reykjavik bin ich positiv überrascht vom Sitzabstand. Zwar muss man für das Essen an Bord bezahlen aber mit so viel Beinfreiheit bin ich schon lange nicht mehr geflogen! Bei strahlendem Sonnenschein und noch sommerlichen Temperaturen besteigen wir in Frankfurt unseren Flieger. Bei strömendem Regen und 12 Grad landen wir in Reykjavik. Und es wäre ja keine Informationsreise wenn es nicht sofort mit dem Programm los geht.
Wir sollten die Badesachen bereits ins Handgepäck packen. Denn auf dem Weg vom Flughafen Keflavik nach Reykjavik liegt die „Blaue Lagune“ – unser erstes isländisches Highlight. Nach einem kurzen Marsch vom Bus zur Blauen Lagune sind wir schon das erste Mal durchnässt und fragen uns warum wir nicht das Winteroutfit mitgenommen haben. Die Lagune ist ein natürliches Dampfbad mit angenehmen 38 Grad und hat sich über einer alten Lava-Schicht gebildet, weil das Wasser nirgendwo abfließen kann. So wärmen wir unsere durchgefrorenen Körper das erste Mal mit kaltem Wasser von oben und warmem Wasser von unten in der isländischen Natur. Zur Begrüßung gibt es einen türkisfarbenen Cocktail direkt im Becken und anschließend dürfen wir uns – wenn es doch schön macht - mit Heilschlamm einreiben, der überall im Becken in großen Eimern hängt.
Es ist ein ziemlich großer Spaß und anschließend unter der Dusche ist es ganz schön schwierig diese mineralienhaltigen Schlammschichten aus Haut und Haaren zu entfernen. Der Bus bringt uns nach einer kurzen Stadtrundfahrt zum Hilton Reykjavik - unserer vornehme Bleibe für diese Nacht. Island verbirgt sehr geschickt seine landschaftlichen Reize hinter Nebel- und Regenschwaden.
Wir dinieren fürstlich im „Sjavargrillid“ Seafood Grill in Reykjavik und ahnen, dass in diesem kleinen Städtchen abends ziemlich viel los ist. Erschöpft fallen wir nach einem windigen und kalten Spaziergang zurück in unserem Hotel in die weichen Betten.
O4.09. Von Elfen, Geysiren und Wasserfällen
Der isländische Morgen empfängt uns mit schlappen 7 Grad über Null und es bläst ein eisiger Wind. Dafür sind die Wetteraussichten etwas besser als gestern und die Wolken verziehen sich gerade. Ich ziehe alles an, was mein Koffer so hergibt, und frage mich allen Ernstes, wie ich damit sieben weitere Tage durchstehen soll. Keine warme Winterjacke, keine lange Unterhose, kein wirklich dicker Pullover! Mit Kniestrümpfen (nur für den absoluten Notfall eingepackt) und dem üblichen Zwiebelprinzip stelle ich mich den isländischen Naturgewalten.
Da wir nur diesen einen Tag zur Verfügung haben, um Island ein wenig zu erkunden, steht der „Golden Circle“ auf dem Programm. Auf der Fahrt zu unserem ersten Programmpunkt, dem Thingvellir Nationalpark erzählt unsere Reiseleiterin viel von Elfen und Trollen. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob sie nicht selbst eine dieser Elfen-Glauben- Anhängerinnen ist. Wenn Straßen oder neue Häuser gebaut werden, muss es hier erst einmal mit den Elfen geklärt werden, ob das in Ordnung geht. Dafür gibt es Spezialist/innen, die mit den Elfen sprechen und in Kontakt treten können. Missachtet man diese Regel, riskiert man, dass es zu schweren Unfällen und Unglücken bei den Bauarbeiten kommt. Und das ist wirklich ernst gemeint!
Im Thingvellir Nationalpark angekommen, fragen wir uns das erste Mal, warum unsere Reiseleiterin wohl Handschuhe und ein warmes Stirnband trägt – aber das fragen wir uns nicht lange. Als wir unseren warmen Bus verlassen, wissen wir, warum! Es ist atemberaubend kalt, unwirtlich und stürmisch hier auf der Hochebene.
Geologie ist jetzt angesagt – es geht um tektonische Platten. Hier im Thingvellir treffen die nordamerikanische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinander und teilen die Landschaft tatsächlich in zwei Hälften. Der ca. 20 m tiefe Graben wächst jedes Jahr um mehrere Zentimeter, da die Platten sich voneinander weg bewegen. Wir machen einen Spaziergang in diesem Graben und schauen ehrfürchtig an den Wänden hoch. An diesem magischen Ort, der „Allmännerschlucht“, wurden im Jahr 930 schon die ersten Thing-Versammlungen abgehalten.
Danach geht es zu Islands berühmtem Geysir. Er spuckt alle 10 Minuten eine ordentliche Fontäne heißes Wasser aus und hinterlässt ein großes leeres Loch im Boden. Das füllt sich dann in kürzester Zeit wieder mit Wasser und wird von unten derart erhitzt, dass es nach wenigen Minuten zu brodeln anfängt, bevor es kurz danach wieder mit Druck in die Luft fliegt – sehr beeindruckend!
Jetzt steht der Gullfoss-Wasserfall auf dem Programm. Im Restaurant gibt es zur Stärkung erst einmal eine traditionelle isländische Lammfleisch-Suppe. Schmeckt erstaunlich gut und wärmt vor allen Dingen von innen! Von hier oben haben wir einen tollen Blick auf den Gullfoss, der sich hier über zwei Terrassen selbstmörderisch in einen schmalen Canyon stürzt und dabei permanent einen schillernden Regenbogen und jede Menge Gischt produziert.
Auf der Rückfahrt zum Flughafen Keflavik zeigt uns unsere Reiseleiterin den Eyjafjallajökull und erzählt uns die Geschichte vom letzten Vulkanausbruch, der mit seiner Aschewolke tagelang den europäischen Luftraum lahm legte. Da wir bei der puren Erwähnung des Namens gequält aufstöhnen, verschrecken wir sie ein wenig. Sie kann ja nicht wissen, dass wir als Reisebüro-Mitarbeiter aus ganz Deutschland mit diesem Ereignis nur Tage voller Stress, genervter und gestrandeter Urlauber, abgesagter Reisen und jede Menge Überstunden zur Schadensbegrenzung verknüpfen. ;-)
Da unser Fahrer nun eine südliche Route nach Keflavik nimmt, bekommen wir bei wirklich herrlichem Wetter einen guten ersten Eindruck von Island und machen sogar noch einen kurzen Stopp an einem schwarzen Lava-Strand bevor es Richtung Flughafen und weiter nach Kanada geht. Ich ertappe mich dabei, wie ich mich auf mildere Temperaturen – in Kanada (!) – freue. Nach nur 4 ½ Stunden Flug landen wir abends um halb 9 in Halifax.
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