Ich gebe zu, ich habe googlemaps bemüht. Wo genau liegt eigentlich Jordanien? Zwischen Israel, Syrien, Irak und Saudi Arabien. Im November 2016 geopolitisch betrachtet nicht gerade die friedlichste Region auf diesem Planeten. Zögere kurz aber zu verheißungsvoll klingen Namen wie Petra, das Tote Meer und Aqaba in meinen Ohren. Und es gilt als sicherstes Reiseland im Nahen Osten in diesen Tagen.
Wir landen mittags in Amman und fahren mit dem Bus direkt zum Toten Meer. Die Temperaturen Anfang Dezember sind mit 15 Grad ganz angenehm nur leider ist es bedeckt und sehr windig. Es liegt viel, viel Müll entlang der Straße und verstreut auf den Feldern an denen wir vorbei fahren. Straßen und Häuser aber machen einen sehr sauberen Eindruck.
Kurz vor dem Toten Meer kommen wir an einen großen Kreisel dessen eine Ausfahrt mit Betonbarrikaden versperrt ist. „ In dieser Richtung liegt nur 13 km entfernt Jerusalem“ sagt unser jordanischer Reiseleiter Mohammed. Er spricht sehr gut deutsch und hat viele Jahre in Deutschland gelebt. „ So nah ?!?“ denke ich noch und er fügt hinzu „ auf der anderen Seite des Toten Meers liegt Palästina“ . Das wird spannend , denke ich.
Wir kommen in unserem Hotel, dem Mövenpick Resort Dead Sea, an. Ein schönes, großzügiges und mediterranes Resort direkt am Ufer des Toten Meeres. Zu stürmisch und zu hohe Wellen um zeitunglesend im Toten Meer zu treiben. Wir strecken wenigstens unsere Füße in diesen merkwürdig weichen und fluffigen Salzschaum am Ufer und reiben uns mit dem schwarzen Heilschlamm ein. Wenn´s doch schön macht.
Nach Einbruch der Dunkelheit sehen wir die Lichter Jerusalems am anderen Ufer des Toten Meers hoch oben in den Bergen funkeln. So nah und doch so fern.
Früh geht es am nächsten Morgen Richtung Süden, nach Petra. Wir nehmen den „Königsweg“ entlang des Jordan, der schon in der Bibel seine Erwähnung findet. Die Straße schlängelt sich entlang der Berghänge des Jordan. Die Landschaft wird immer karger und wüstenhafter.
Mohammed erzählt uns von den kalten Winden in Petra, was auf über 1300 m Höhe liegt und erntet ein müdes Lächeln. Wir kommen aus dem nasskalten Deutschland und heute Morgen am Toten Meer war es frühsommerlich warm und feucht. Was für einen Jordanier so alles unter „kalt“ läuft…

In dem Moment in dem wir in Petra den Bus verlassen werden wir allerdings eines besseren belehrt. Es herrscht ein eiskalter Wind und hat gefühlte 6 Grad.
Petra ist Weltkulturerbe und wurde von den Nabatäern vor über 2500 Jahren erbaut.
Mohammed erzählt uns dass die Nabatäer ursprünglich einmal räuberische Bedouinen-Stämme waren die sich mit Überfällen auf die reichen Karawanen aus dem Orient über Wasser hielten. Irgendwann ( wir sprechen von Zeiten vor ca. 2500 Jahren ) hatte dann ein Stammesführer die Idee diese Karawanen nicht mehr zu überfallen sondern sich auf andere Weise an Ihnen zu bereichern und gründete eine Karawanen-Raststätte. Die Lage ist ideal. Sicher, gut zu kontrollieren und nahezu uneinnehmbar. Das große Hochplateau ist umringt von steilen Felswänden die jeglichen Zugang unmöglich machen und vor Überfällen und ungebetenen Gästen schützen.

Man gelangt nur über ein altes, ausgetrocknetes Flussbett nach Petra was sich wie eine Klamm bis zu 80 Meter tief in die Felsen geschnitten hat.
Schon dieser Weg, stets bergab, lässt uns den Atem anhalten und die Farbenvielfalt der riesigen Felswände bestaunen. Es finden sich Felsmalereien die auf einen Kamel-Sammelplatz hinweisen, mit Wassertränken und Möglichkeiten zum Festbinden. Hier wurden die Karawanen entladen, die Waffen abgegeben, die Kamele getränkt und dann außerhalb des Tales untergestellt damit sich auch niemand heimlich wieder davon machen konnte.
Ein großes Problem in Glaubensfragen dieser Zeit war die Angst in ungeweihter Erde bestattet zu werden, sollte einen auf einer der langen Handelsreisen der Tod ereilen. Das hielt viele Händler davon ab im reiferen Alter noch große Handelsreisen zu unternehmen. Doch auch da fanden die Nabatäer eine geniale Lösung. Sie ließen von durchreisenden Priestern aller damaligen Religionen jeweils eine bestimmte Felswand oder einen Hügel segnen und fortan fand sich in Petra für nahezu jede erdenkliche Glaubensrichtung ein geweihter Platz um darin regelgerecht bestattet zu werden. Gerade diese Möglichkeit der Bestattungen bescherte Petra einen ungeahnten Zustrom von Karawanen.
Schon entlang des Weges in diese Schlucht finden sich Altäre, Grabmale reicher Reisender, Tempel und Bilder am Wegesrand die in der Antike in den weichen Sandstein gehauen wurden. Manch reicher Reisender ließ es sich richtig etwas kosten hier seinem Glauben entsprechend bestattet zu werden.
Diese Schlucht nach Petra, dieser einzige Zugang, ist an manchen Stellen nur 2-3 Meter breit und die hohen Felswände schillern in den schönsten Rot-, Braun- und Orangetönen.
Und plötzlich blitzt da zwischen diesen hohen Felswänden dieser Tempel auf, dieses Schatzhaus, dieses Bild was jeder schon einmal gesehen hat in irgendeinem Reiseführer oder Bericht über Jordanien. Indiana Jones hat hier auch schon mal alles in Schutt und Asche gelegt.
Dann treten wir aus dieser engen Schlucht hervor und stehen direkt davor. Gänsehaut !
Erst 1812 entdeckte ein Schweizer diese, völlig in Vergessenheit geratene, Stadt wieder neu. Was für ein unbeschreibliches Gefühl muss das wohl gewesen sein, als er sich, völlig abgekämpft nach dem Durchklettern dieser langen Schlucht , plötzlich vor diesem erhabenen, in die Felswand eingemeißelten Tempel, wiederfand.
Der Platz vor dem Schatzhaus ist gefüllt mit Touristen aller Herren Länder, Händlern und Esel- und Kameltreibern die auf Kundschaft warten.
Handeln und ihre Dienste den Touristen anbieten dürfen hier nur die ortsansässigen Beduinen. Und da es Freitag, und somit Feiertag in Jordanien ist treiben sich auch jede Menge Beduinen-Kinder herum. Wir sollen nichts von den Kindern kaufen sagt uns Mohammed. Sie sollen nicht lernen dass sich davon leben lässt sondern am nächsten Tag wieder in die Schule gehen. Der Ansatz ist verdammt richtig, denke ich bei mir. Trotzdem können sie fast alle Sprachen dieser Welt und begleiten uns mit ihrem „ Guckst Du hier, guckst Du da, nur ein Dinar“ in akzentfreiem Deutsch. Wahlweise haben sie aber auch alle anderen europäischen Sprachen im Repertoire.
Überhaupt bin ich völlig fasziniert von der Schönheit dieser Menschen. Diese dunklen, tiefgründigen Augen, auch bei den Männern mit Kajal ummalt und die tiefschwarzen, manchmal gelockten Haare lassen sie sehr stolz und erhaben wirken. Captain Jack Sparrow (sicherlich der Echte, der Ur-Jack Sparrow) verfügt über ein florierendes Esel-Reitgeschäft und wir sind völlig fasziniert von dieser Ähnlichkeit und müssen uns zusammenreißen um ihn nicht dauernd anzustarren. Frauen eben…
Vom Schatzhaus nach rechts gewandt verengt sich die Schlucht noch einmal bevor sie den Blick auf ein riesiges Hochplateau freigibt. Die Wände dieses riesigen, breiten Tales sind übersäht mit Felsentempeln, kleinen Höhlen und Altären. Eine breite, mit hohen Säulen gesäumte Prachtstraße führt ans andere Ende des Tales. Die eigentliche Größe dieser Stadt, deren Blütezeit zwischen 500 v.Chr. und 300 n.Chr. geschätzt wird, erschließt sich uns erst jetzt und die Erkenntnis dass Petra viel mehr ist als dieses eine Bild vom Schatzhaus was jeder in seinem Kopf hat. In der Hoch-Zeit der Nabatäer soll Petra mehr als 30.000 Einwohner gehabt haben und war auch durch seine versteckte und uneinnehmbare Lage ein wichtiger Knotenpunkt der Karawanenstraßen im Nahen Osten.
Wir erfahren von Opferplätzen, Wasserleitungen, Tempelanlagen und einer Vielzahl von Gräbern, schlendern am großen römischen Theater vorbei und gelangen über die Säulenstraße ans andere Ende des Tales.
In meiner „Kamera-Hand“ habe ich bereits kein Gefühl mehr, Kapuzen werden aufgesetzt und mancher fragt sich warum auf der Packliste eigentlich keine Handschuhe und Mützen vermerkt waren. Es ist bitterkalt und zur Mittagszeit sind wir froh im örtlichen Restaurant uns etwas aufwärmen zu können. Wir werden ab sofort unserem Mohammed glauben wenn er von kalten Winden spricht... Viele Bedouinen hier tragen wohlweißlich lange Mäntel aus Schaffell und wir beneiden sie sehr darum.
Am Nachmittag erklimmt ein unermüdlicher Teil unserer Gruppe die 800 Stufen zum Kloster und wir anderen besuchen die Königswand. Sie erhebt sich geradezu majestätisch an der Ostwand dieses Talkessels. Wir steigen die breiten, jahrtausendealten Treppen zu einer riesigen Empore mitten in der Felswand empor und haben einen überwältigenden Blick über das gesamte Tal. Wahrlich ein Platz für Könige!
„Petra ist der herrlichste Ort der Welt“ schrieb schon Anfang des letzten Jahrhunderts Lawrence von Arabien.
Am späten Nachmittag leert sich das Tal zusehends und wir haben von Mohammed die Order bis spätestens 17 Uhr das Tal wieder verlassen zu haben. Schließlich wird es früh dunkel, es gibt keinerlei Beleuchtung in der Felsenstadt und die schmale Schlucht, der einzige Zugang nach Petra, den Berg hinauf, verlangt vom ein oder anderen eine gewisse Grundkondition nach diesem langen Besichtigungstag. Der Vorplatz vom Schatzhaus ist nun wieder in der Hand der Beduinen aber ich kann mich einfach nicht von diesem Anblick losreißen. Werde ich diesen Anblick jemals wieder sehen? Wir beginnen als eine der Letzten den Rückweg durch die lange Felsenschlucht und genießen es ganz alleine in der einsetzenden Dämmerung den Weg zurück den Berg hinauf. Oben angekommen ist uns das erste Mal an diesem Tag angenehm warm.
Mit qualmenden Füßen nach einer zurückgelegten Strecke von 16-18 km an diesem Tag, je nach Entdeckergeist, müssen wir noch 3 Hotelbesichtigungen absolvieren bevor wir in die weichen Sessel unserer Hotelbar fallen und uns ein wohlverdientes Bier gönnen. Böse Überraschung – irgendjemand hat den Umrechnungskurs im Kopf und gibt bekannt dass ein Glas Bier umgerechnet mit ca. 12 Euro zu Buche schlägt. Es bleibt also bei einem, exclusiven, Bier bevor wir alle völlig erschöpft in die weichen Betten des ausgezeichneten Mövenpick Resort Petra fallen.
Das nächste Highlight unserer Jordanien-Reise folgt direkt am nächsten Tag. Das „Tal des Mondes“ - „Wadi Rum“ .
Die Fahrt geht von Petra aus weiter gen Süden. Wir kommen aus dem Hochland und vor uns eröffnet sich eine weite Ebene.
Die Gegend wird immer sandiger und karger und am Horizont tauchen die ersten Felsen auf. Das Wadi Rum ist ein Labyrinth aus Felsformationen die sich bis zu 1800 Metern aus dem Wüstenboden erheben. Unser Bus fährt über eine rote Sandpiste und kommt am Fuße eines großen Felsens zum Stehen. Strahlender Sonnenschein, etwas wärmer als in Petra aber dieses Mal hören wir auf unseren Mohammed mit seinen Warnungen vor den kalten Winden. Schließlich sollen wir hier eine Jeep-Tour starten auf den offenen Ladeflächen der umgebauten Pick-up-Jeeps.
4 Jeeps warten bereits auf uns und los geht die Fahrt. Der Weg führt über rote Sandpisten und hohe Dünen, zwischen atemberaubenden Felsformationen hindurch, spektakuläre Ausblicke in Täler und ausgetrocknete Flussbetten.
Wir erklimmen zu Fuß einen Aussichtspunkt und stemmen uns gegen den eisigen Wind auf dem Gipfel. Gruppenfoto muss sein. Im Windschatten dieser Felsen ist es wunderbar warm und angenehm. Tritt man aber aus ihm heraus hat uns der kalte Wind wieder.
Irgendwann biegen wir um einen Felsen und vor uns stehen Kamele auf der Piste. Hier haben Beduinen ihre schwarzen Zelte aufgeschlagen, ihre Kamele haben sie mit einem Seil an Steinen festgebunden. So sitzen sie friedlich im Wüstensand und lassen sich von uns in keiner Weise stören. Unser Guide zeigt uns alte Felszeichnungen mit Kamelen im Gestein die man auf ca. 4000 Jahre schätzt. Hier gab es schon seit Menschengedenken einen Haltepunkt für Karawanen und Rastplatz für Reisende.
Unsere Fahrt geht weiter bis zu einem geschützten Platz zwischen zwei großen Felswänden an der sich eine große Düne erhebt. Auf der anderen Seite haben Beduinen Ihre Zelte aufgebaut und bieten Tee, Handarbeiten und Toiletten-Nutzung an – Rasthaus für Jeeps.
Wir trinken einen Tee und unser Guide zeigt uns wieder Felsenzeichnungen. Ein Bild von Lawrence von Arabien ist hier in den Fels gemeißelt. Er wird hier sehr verehrt obwohl er ja eigentlich nur ein britischer Offizier war. Und vor meinem geistigen Auge sehe ich diese stolzen Beduinen mit ihren kajalummalten, schwarzen Augen hoch oben auf den Rücken der Kamele sich hier versammeln um unter seiner Führung zum Sturm auf Aqaba zu rüsten.

Unsere Fahrt mit dem Jeep geht weiter und irgendwann machen wir halt an einem festen Wüstencamp. Es liegt geschützt in einem Felsental und seitlich erhebt sich als Windschutz eine große Sanddüne. Es gibt schwarze Zelte zum Übernachten und zwei große Gemeinschaftszelte für Zusammenkünfte. In der Mitte eine große Feuerstelle und einen großen Sitzkreis mit Lagerfeuer. Die Wege durch den Sand sind mit roten Web-Teppichen ausgelegt und man erwartet uns bereits.
Es gibt ein original Beduinen-Gericht welches auf traditionelle Weise zubereitet wird. In einem tiefen Loch im Sand wird Holzkohle aufgeschüttet und angezündet. Darüber wird ein Eisengestell gestellt auf dem sich in drei Lagen die einzelnen Lebensmittel anhäufen. Auf der untersten Ebene steht ein Topf mit Suppe der in diesem Erdloch vor sich hin köchelt. Darüber finden sich Lagen mit Lammfleisch und Hähnchen, darüber Kartoffeln und Gemüse. Das Ganze wird mit Platten abgedeckt und gegart. Ist die Garzeit erreicht werden die Abdeckungen wieder entfernt und das ganze Gestell aus dem Wüstenboden hoch geholt. Das Essen ist angerichtet, sieht sehr appetitlich aus und duftet verführerisch.
Wir genießen im Sitzkreis die letzten Sonnenstrahlen und verschlingen unser Beduinen-Mahl. Jeep fahren macht hungrig. Dazu gibt es Wasser, Tee und türkischen Kaffee.

Am liebsten würden wir alle hier die Nacht verbringen und diese einzigartige Atmosphäre auskosten wenn die Sonne untergeht und sich der Sternenhimmel zeigt.
Eine letzte Sanddüne, eine etwas schlingernde Fahrt die Düne hinunter, unser Guide zeigt uns mal eben was er so drauf hat und schon sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt.
Mit dem Bus geht es nun weiter Richtung Aqaba wo wir zum Sonnenuntergang ankommen.
Mohammed zeigt uns die Küste. Ganz nah, vielleicht 10 km entfernt direkt neben Aqaba liegt der israelische Zugang zum Roten Meer – Eilat. Und es sieht mit all seinen Hochhäusern aus den 1970er Jahren nicht sehr einladend aus. Er zeigt auf zwei Hochhäuser etwas außerhalb von Eilat die beide vielleicht 200 Meter auseinander stehen und erklärt uns dass das eine Hotel auf israelischer Seite, das andere auf ägyptischer Seite steht. Ägypten - so nah? Wir sind beeindruckt. Hier schließt sich direkt der Sinai an.
In 15 km Entfernung beginnt auf unserer Seite der Bucht Saudi Arabien. Wir sind noch mehr beeindruckt.
2 weitere Hotelbesichtigungen stehen heute noch in der Tala Bay an bevor es zum Abendessen geht. Im Hotel Marina Plaza (fest in russischer Hand ) stehen bereits ca. 50 Leute vor dem Restaurant und begehren Einlass. Sie wollen uns fast nicht zur Besichtigung der Räumlichkeiten durchlassen, fürchten sie doch dass wir vor Ihnen am Buffet ankommen und darüber herfallen. Zwei ältere Damen schaffen es aber tatsächlich sich in unserer Gruppe ins Restaurant durchzuschmuggeln und blockieren in Windeseile den besten Tisch und bedienen sich ungeniert bereits am Buffet. Mir fehlen etwas die Worte.
Die Zimmer sind abgewohnt und das ganze Hotel hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen – keine Empfehlung auf jeden Fall.
Schlimmer wird es dann allerdings noch im Radisson Blu Tala Bay, mit immerhin 5 Sternen und der Zugehörigkeit zu einer wirklich guten Hotelkette wird das Abendessen zu einer kleinen Herausforderung an der mancher aus unserer Gruppe scheitert. Nicht nur dass die Hälfte der Gläser mangels Sauberkeit noch vor Beginn des Essens ausgetauscht werden muss, nein, wir werden am Buffet noch Zeuge wie ein Gast den Kartoffelsalat mit den bloßen Händen aus der Schüssel nimmt und dann das zu viel wieder mit den Fingern zurück schiebt. Mancher Gast macht sich ungeniert über das Kinderbuffet her und hinterlässt ein Schlachtfeld ungeahnten Ausmaßes. Das Niveau hier im Speisesaal ist tatsächlich grenzwertig.
Manchem vergeht schon vor dem ersten Gang der Appetit.

Ja, sie hätten hier Probleme mit dem Publikum, wird eingeräumt. Geschuldet der mangelnden Nachfrage aus den westlichen Ländern wird das (ehemalige) 5-Sterne-Hotel zu Billigstpreisen auf dem russischen Markt verscherbelt. Das drückt halt aufs Niveau. Bekommt ein „no go“ bei uns.
Haben mit Mövenpick Resort & Spa Tala Bay als Übernachtungshotel eindeutig die allerbeste Wahl getroffen.
Nach dem Abendessen machen wir einen kleinen Ausflug nach Aqaba und kaufen in der Region um den Hafen Gewürze und Nippes für die Daheimgebliebenen ( muss ja auch mal sein ).
Als Absacker gibt es EIN Bier in der Hotelbar ( der Bierpreis steht auch hier, trotz Freihandelszone bei der magischen Marke von EUR 12,- pro Glas). Fest steht auf jeden Fall: Alkoholiker kann man hier nicht werden.
Am nächsten Morgen geht es mit den Hotelbesichtigungen weiter und vom Niveau her aufwärts. Wir besichtigen das Interconti Aqaba ( sehr schön )und das Mövenpick Resort & Residence Aqaba ( auch sehr schön) und sind alle etwas beruhigt dass es doch gute Hotels hier gibt die sich für ein paar Badetage nach einer Rundreise durch Jordanien eignen.
Nach dem Mittagessen geht es wieder Richtung Amman. Wir fahren eine ganze Weile entlang der israelisch-jordanischen Grenze die hier mit einem hohen Zaun gesäumt ist und in einem breiten Tal gen Norden verläuft.
Auffällig auf unserer Tour quer durch Jordanien sind die vielen Polizei-Kontrollen und der wenige Verkehr. Alle 50 km werden wir von einer Polizei-Streife angehalten, dürfen jedoch sehr schnell immer wieder weiter fahren wenn mit einem Blick in den Bus geklärt ist dass es sich nur um Touristen handelt. Auch gibt es in jedem Hotel vor dem Eingang einen Gepäckscanner und jeder Gast wird durchleuchtet bevor er die Lobby eines Hotels betritt.
Lt. Unseres Reiseführers Mohammed haben die Jordanier aber keinerlei Angst vor der IS oder Terror-Anschlägen. Das haben wir einfach mal so stehen lassen und nicht weiter nachgehakt.
Abends sind wir in Amman und checken im Amman Marriott Hotel ein. In der Eingangshalle erwartet uns, welch Überraschung, ein Füllhorn deutscher Weihnachtlichkeit, mannshohe Printenhäuser, ein großer überladener Weihnachtsbaum , lebensgroße Weihnachtsmänner und rot/goldene Deko in jedem Winkel. Abendessen gibt es im hoteleigenen Italiener, wobei bis zum Schluss nicht klar ist was der gemeine Jordanier sich so unter Italien vorstellt. Wein ist leider unbezahlbar, so bleibt es bei EINEM Bier.
Später ziehen wir dann allerdings in die Sportsbar des Hotels um und lassen richtig die Puppen tanzen, will sagen, jeder bestellt eine Dose „Petra“-Bier ( am günstigsten) und später im Anfall purer Verschwendungssucht noch ein weiteres.
Heute Morgen steht die Besichtigung von Amman auf dem Programm. Wir starten mit der Großen Moschee und werden erst einmal vorschriftsmäßig bekleidet ( schwarze oder braune Überkleider, ganz nach gusto) bevor unsere Gruppe die Moschee betreten darf. Direkt gegenüber der großen Moschee steht die orthodoxe Kirche und unser Mohammed ist sichtlich stolz darauf uns diese friedliche Koexistenz der Religionen live vorführen zu können. Gut zu wissen dass auch so etwas hier möglich ist.
Anschließend geht es zum Zitadellenhügel auf dem man alte römische Säulen, eine alte Moschee und einen herrlichen Blick auf die Stadt genießen kann. Wusstet Ihr dass Amman in der Vergangenheit „Philadelphia“ hieß ?
Danach besuchen wir das riesige römische Amphitheater was wirklich mitten in der Stadt liegt. Es ist nahezu perfekt restauriert und gilt mit seinen 6000 Sitzplätzen auch heute noch als Veranstaltungsort mitten in Amman. Die Akustik ist mindestens so beeindruckend wie ein Blick aus den oberen Etagen auf die Bühne oder der steile Abstieg wieder hinab in die Tiefen des Theaters.
Am Nachmittag steht ein Ausflug zu den römischen Ausgrabungen von Jarash auf unserem Kulturprogramm. Jerash/Jarash oder auch Gerasa liegt wie ein riesiges Freilichtmuseum mitten in der Stadt und gilt als eine der besterhaltenen römischen Provinzstädte der Welt. Jahrhunderte lang lag die Stadt unter Sand versteckt und wurde erst in den letzten 70 Jahren ausgegraben und restauriert.
Tempelanlagen, Hippodrom, Triumphbogen, das beinahe schon obligatorische Amphitheater, Thermalbäder und Marktplatz sind tatsächlich außerordentlich gut erhalten. Highlight ist wohl die 800 m lange, gepflasterte Hauptstraße Cardo Maximus mit ihren 500 Säulen.
Wer weiß was sie noch alles finden wenn erst einmal das gesamte Terrain ausgegraben ist, angeblich sind erst 30 % der Fläche erforscht. Die Anerkennung zum Unesco Weltkulturerbe läuft bereits.
Jerash kann es auf jeden Fall mit Pompeji aufnehmen würde ich sagen und ist unbedingt einen Besuch wert.
Am Abend sind wir im Fakhr El-Din Restaurant eingeladen, einem der besten Adressen für arabische Köstlichkeiten in ganz Amman.
Schon beim Betreten des Restaurants, welches in einem alten Stadtpalais untergebracht ist , fühlt man die besondere Atmosphäre. Hier trifft sich Geld mit Geld. Geschäftsleute aus aller Herren Länder mit arabischen Scheichs, Scheichs unter sich, jordanische Großfamilien mit entsprechendem Bankkonto und aufstrebende Europäer mit Laptop auf dem Tisch. Etwas misstrauisch wird unsere bunte Reiseverkehrstruppe beäugt. Aber wir sind in einem Separee untergebracht und stören den Gesamtablauf nur bedingt. Die langen Tische biegen sich unter den unterschiedlichen Vorspeisen, Hauptgängen und Nachspeisen und wir probieren uns mit Freude und Neugier durch die ausgezeichnete jordanische Küche. Ein wirklich beeindruckender Abschlussabend den die jordanische Agentur uns da spendiert hat.
Zurück im Hotel heißt es schnell Koffer packen denn bereits um Mitternacht geht der Transfer zum Flughafen für unseren Weiterflug nach Abu Dhabi.
Jordanien hat mich überrascht. Überall trifft man auf geballte Historie die den ganzen Nahen Osten beeinflusst hat, sei es in Petra, Amman oder Jerash. Auf geheimnisvolle und einzigartige Landschaften wie das Wadi Rum, das Tote Meer oder den Golf von Aqaba. Das friedvolle Zusammenleben von Christen und Arabern, der Stolz der Beduinen in der Wüste. Ägypter, Karawanen der Seidenstraße, Griechen, Römer, Nabatäer und Kreuzritter haben hier ihre Spuren hinterlassen.
Sehr, sehr beeindruckend !
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